Aufgrund des liberalen Vereins- und Stiftungsrechts in der Schweiz gibt es wenig gesetzliche Grundlagen. Daher haben sich verschiedene ergänzende Empfehlungen wie beispielsweise der Swiss Foundations Code, die ZEWO-Richtlinien oder auch verschiedene Fachbücher wie das Research Handbook on NPO Governance als Instrumente der Selbstregulierung herausgebildet.
Im Laufe der Zeit zeigen NPOs im allgemeinen und Stiftungen im Speziellen eine gewisse Anfälligkeit zur Oligarchisierung. Das bedeutet, dass mit der Zeit nur noch eine kleine Gruppe - eine sogenannte Elite - die wichtigen Entscheidungen fällt. Dabei sind oft auch Informationsassymmetrien anzutreffen, die zu intransparenten und für die Interessen der NPO ungünstigen Entscheidungen führen können. Ungenügende Nachfolgeplanungen und ständige Interessenkonflikte stellen weitere häufige Governance-Risiken dar.
Um diesen Schwachstellen wirksam entgegenzuwirken, eignen sich insbesondere folgende Massnahmen:
Transparenz und Wettbewerb
Entscheidungsprozesse sollten intern nachvollziehbar und standardisiert sein, einschliesslich klarer, rationaler Kriterien, die dokumentiert sind. Transparenz sichert nach aussen hin die Legitimation und das Vertrauen der NPO gegenüber Geldgebern, dem Staat und der breiten Öffentlichkeit. Innerhalb der NPO braucht es einen konsequenten Wettbewerb der Ideen und Konzepte, damit echte Alternativen geprüft und die beste Option ausgewählt werden kann. Dies ist eine Grundvoraussetzung für das langfristige Überleben einer Organisation.
Gewaltenteilung
Es ist wichtig, eine Gewaltenteilung zwischen Auftragserteilung, Aufgabenerfüllung und Aufsicht zu gewährleisten. NPOs sind von der Wesensart her demokratisch-partizipative Organisationen, die sich um Interessen- und Machtausgleich bemühen. Insbesondere in Stiftungen bilden sich systembedingt mit der Zeit oft Machtkonzentrationen bei Einzelpersonen heraus, die der Organisation ihren «Stempel» aufdrücken. Um die Interessen unterschiedlicher und relevanter Bezugsgruppen zu berücksichtigen und den Organisationszweck langfristig zu schützen, braucht es im Idealfall ein strategisches Leitorgan mit klarem Pflichtenheft, ein operatives Realisationssubsystem und eine externe Revisionsstelle bzw. staatliche Aufsicht. Dabei sollten Einsitze von Amtes wegen weitgehend begrenzt und die Vormachtstellung von Präsidien reduziert werden.
Strategie und Wirkungsmessung
Erfolgreiche strategische Leitorgane planen die langfristige Ausrichtung und die Aktivitäten der Organisation. Sie machen sich fundierte Gedanken, welche Dienstleistungen in welchen Bereichen zukunftsträchtig sind und richten ihr Handeln konsequent danach aus. Dabei werden die Ressourcen der NPO gemäss der Strategie priorisiert und alloziert.
Die Grundlage bildet eine in den Werten der NPO verankerte Vision, die von der Mehrheit getragen wird. Das Festlegen von strategischen Zielen, die Entwicklung von Aktionsprogrammen sowie die Überprüfung und Kontrolle der Ergebnisse führen unabhängig von der Organisationsgrösse zu einer wirkungsvolleren Tätigkeit.
Minimierung von Interessenkonflikten
Dem Organisationszweck muss ein besonderer Schutz gewährt werden, um zu verhindern, dass gewisse Organe ihn aus partikulären Interessen für ihren Eigennutz umdeuten. Potenzielle Interessenkonflikte sind vorgängig offenzulegen und ständige Interessenkonflikte sollten vermieden werden. Klare Ausstandsregeln müssen definiert werden und Geschäfte zwischen der NPO und den Mitgliedern des strategischen Leitorgans - sogenannte Insichgeschäfte - sollten weitestgehend vermieden werden (kein Self-Dealing).
Amtszeitbeschränkung und kontinuierliche Erneuerung des Gremiums
Die Arbeit in Gremien kann sehr anspruchsvoll und ermüdend sein. Daher werden regelmässig neue Personen mit frischen Ideen benötigt. Eine kontinuierliche Erneuerung von Vorstand und Stiftungsrat ist unumgänglich, um den Fortbestand der Organisation zu sichern. Dies gewährleistet, dass das strategische Leitorgan aus einer Kombination von erfahrenen und neuen Mitgliedern besteht. Für die Besetzung der Funktionen braucht es klare Anforderungsprofile und einen transparenten Auswahlprozess. Amtszeit- oder Altersbeschränkungen helfen dabei, «Sesselkleber» zu vermeiden und die Diskussion um die Nachfolge zu versachlichen.
Fazit
Eine effektive Governance ist entscheidend für den Erfolg und die Nachhaltigkeit von NPOs. Durch die Bewältigung dieser Herausforderungen können NPOs ihre Wirksamkeit steigern, das Vertrauen bei ihren Bezugsgruppen stärken und den Organisationszweck effektiver erfüllen.