Stiftung zur Palme: Eindrückliche Pionierarbeit im Wandel der Zeit

 

 

 

Interviewpartner: 
Herr Andreas Zumbühl
Geschäftsführer Stiftung zur Palme
www.palme.ch

 

Wie ist die Stiftung zur Palme organisiert und welche Aufgaben und Ziele verfolgt sie?

Die Stiftung zur Palme, die im vergangenen Herbst ihr 60-jähriges Jubiläum feierte, hat ihren Ursprung in einer heilpädagogischen Schule in Glattbrugg. Die Schule wurde mit dem Ziel gegründet, Kinder mit besonderen Bedürfnissen bestmöglich zu fördern. Bereits kurze Zeit nach der Gründung erkannte man die Notwendigkeit, den ehemaligen Schülerinnen und Schülern auch im Erwachsenenalter angemessene Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten anzubieten. Seit über 40 Jahren ist die Stiftung in Pfäffikon ZH ansässig und hat sich seither kontinuierlich weiterentwickelt. Heute bieten wir rund 200 Menschen mit vorwiegend kognitiver Beeinträchtigung geschützte Arbeitsplätze und rund 100 Personen ein sicheres Zuhause. Unser Ziel ist es, diesen Menschen nicht nur ein sicheres Umfeld zu bieten, sondern sie auch zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu befähigen – in den Bereichen Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung. Dies wird täglich durch den Einsatz von über 160 engagierten Fachpersonen ermöglicht, die sich intensiv für das Wohlbefinden und die Entwicklung unserer Bewohnerinnen und Bewohner einsetzen.




Welche Werte stehen im Mittelpunkt Ihres Handelns?

Um unsere Kernaufgabe - die bedarfsgerechte Betreuung und Integration von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung - erfolgreich umzusetzen, stehen die Integrität, die Würde und die Autonomie der Menschen mit einer Beeinträchtigung im Mittelpunkt. Wir setzen die finanziellen Mittel verantwortungsvoll und zielgerichtet ein, um als Sozialunternehmen die nachgefragten Dienstleistungen langfristig erbringen zu können.


Was waren die grössten Herausforderungen in den letzten 10 Jahren?

Im Jahr 2020 stellte die Corona-Pandemie unsere Institution vor immense Herausforderungen. Der gewohnt persönliche und nahbare Umgang musste plötzlich auf Distanz erfolgen, und der tägliche Ablauf wurde grundlegend infrage gestellt. Isolation und wiederholte Quarantänemassnahmen, verbunden mit häufigen Tests und Unsicherheiten im Umgang mit Besuchen und Angehörigen, waren besonders schwierig zu vermitteln und verlangten von allen Beteiligten ein hohes Mass an Anpassungsfähigkeit.


Welche internen Veränderungen oder Umstrukturierungen hat die Stiftung zur Palme in den letzten Jahren erlebt?

Die grösste Veränderung war der Umzug der Gärtnerei an einen neuen Standort im Jahr 2020. Da die bisherigen, gepachteten Gärten überbaut wurden, mussten wir nach einem neuen Areal suchen. Der neue Standort ermöglicht es uns nun, alle Bereiche – Gartenunterhalt, Floristik, Pflanzengärtnerei und Gemüseverarbeitung – an einem Ort zu vereinen, was viele Synergien geschaffen hat. Die Gärtnerei Witzberg stellt für uns eine äusserst positive Entwicklung dar. Zusätzlich haben wir in den letzten fünf Jahren kontinuierlich weitere kleine Anpassungen vorgenommen, um unsere Abläufe weiter zu optimieren.


Seit mehreren Jahren ist BDO als Revisionsgesellschaft für die Stiftung zur Palme tätig. Was schätzen Sie am meisten an dieser langjährigen Zusammenarbeit?

Was wir an der langjährigen Zusammenarbeit mit BDO besonders schätzen, ist das tiefe Verständnis für unser stark reguliertes Umfeld sowie ihre fundierte Branchenkenntnis. Dadurch können die Revisorinnen und Revisoren zuverlässig beurteilen, ob unsere Umsetzung von Rechnungslegungsnormen – insbesondere bei Veränderungen oder neuen Anforderungen – im Einklang mit den Standards und Praktiken anderer Marktteilnehmer steht. Diese Expertise gibt uns Sicherheit und ermöglicht es uns, den komplexen regulatorischen Anforderungen stets gerecht zu werden.


In welchen Bereichen konnte BDO Sie besonders gut unterstützen?

Neben der klassischen Rechnungsprüfung steht uns BDO bei Bedarf auch mit weiteren Expertinnen und Experten zur Seite. Besonders beeindruckt hat mich jedoch ihr Einsatz von Freiwilligen in der Stiftung zur Palme. Wir haben ein Provisorium für 30 Bewohnerinnen und Bewohner bezogen, und ein ganzes Team von BDO hat uns tatkräftig dabei unterstützt, die neue Liegenschaft auf Vordermann zu bringen. Unter Anleitung einer professionellen Malerin wurden Wände gestrichen – ein grossartiges Engagement, das sowohl ihre Hands-on-Mentalität wie auch die grosse Hilfsbereitschaft ihrer Mitarbeitenden zeigte. Dafür möchten wir dem gesamten BDO Team unseren herzlichen Dank und ein grosses Kompliment aussprechen.


Was sind die nächsten Projekte der Stiftung zur Palme?

Wir befinden uns derzeit mitten in einem umfangreichen Bauprojekt, dem Palme Futura. In zwei Bestandsgebäuden und einem Ersatzneubau realisieren wir zeitgemässen Wohnraum für 54 Bewohnerinnen und Bewohner. Die Gebäude werden wir voraussichtlich im Herbst 2026 beziehen. Es ist sehr schön zu sehen, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner bereits jetzt auf ihr neues Zuhause freuen. Sie haben die Möglichkeit, den Baufortschritt im Livestream zu verfolgen, was sie mit grosser Begeisterung nutzen.


Wo sehen Sie zukünftige Herausforderungen?

Mit der Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes für Menschen mit Behinderung im Kanton Zürich zum 1. Januar 2024 wird es – ähnlich wie im Bereich der Alterspflege – möglich sein, dass Menschen mit Behinderung ambulante Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Diese Neuerung wird mittel- bis langfristig Auswirkungen auf uns als Institution haben. Personen mit tendenziell geringerer Beeinträchtigung werden künftig verstärkt in ihrer eigenen Wohnung mit ambulanter Unterstützung leben. Dadurch wird sich das Klientel der Stiftung zur Palme in den nächsten 5 bis 15 Jahren verändern. Für eine erfolgreiche Gestaltung dieser Entwicklung ist die gesamte Gesellschaft gefordert – von den Vermietern, die bereit sind, Wohnungen an Menschen mit Behinderung zu vermieten, bis hin zu zukünftigen Nachbarn, die Rücksicht nehmen auf die neuen Bewohnerinnen und Bewohner. Es ist ein spannender und wichtiger Prozess, der Menschen mit Beeinträchtigung zu mehr Selbstbestimmung und Wahlmöglichkeiten verhilft.


Welche neuen Risiken, etwa durch das Bauprojekt oder externe Entwicklungen, sehen Sie auf die Stiftung zukommen?

In Zukunft werden wir finanziell noch stärker gefordert sein, um die derzeit hohe Betreuungsqualität mit den verfügbaren Mitteln aufrechterhalten zu können. Der Grund hierfür ist, dass wir Investitionen in Höhe von rund 20 Millionen Franken tätigen, ohne dabei die Anzahl der Wohn- oder Arbeitsplätze zu erhöhen. Die höheren Infrastrukturkosten werden unsere Finanzen erheblich belasten. Dank der grossartigen Unterstützung vieler Spenderinnen und Spender sowie der Gründung eines Patronatskomitees mit Mitwirkung von Altbundesrat Ueli Maurer konnten bereits wichtige Spendengelder für das Bauprojekt gesichert werden, sodass dessen Umsetzung gewährleistet ist. Trotzdem hoffen wir weiterhin, zusätzliche Spenden für die notwendige Inneneinrichtung und die Gestaltung der Aussenanlagen zu erhalten.