Unternehmensbewertung bei Nachfolge und Übernahme

Unternehmensbewertung bei Nachfolge und Übernahme

Die Unternehmensbewertung ist ein entscheidender Schritt im Prozess der Nachfolgeplanung oder einer Firmenübernahme. Die Bewertung eines Unternehmens dient dem scheidenden Inhaber und der potenziellen Käuferin als Grundlage für die Preisfindung in den Kaufverhandlungen. In diesem Artikel werden die Perspektiven beider Seiten beleuchtet. Ferner werden auszugsweise zwei Bewertungsmethoden erläutert und die zentralen Aspekte der Unternehmensbewertung aufgezeigt.

Bei der Nachfolgeplanung steht oft der Wunsch der Unternehmerin oder des Unternehmers im Vordergrund, das Lebenswerk in guten Händen zu wissen und einen angemessenen Wert für die jahrelange Arbeit zu erhalten. Gleichzeitig muss die Person, die eine Firma kaufen möchte, sicherstellen, dass die Investition nachhaltig rentabel ist und sich die Firmenübernahme nicht nur persönlich, sondern auch finanziell lohnt.

Insbesondere bei einem Firmenkauf durch eine Privatperson stehen oft auch emotionale Faktoren und der persönliche Fit zwischen dem bisherigen Unternehmer und der neuen Inhaberin im Vordergrund, zusätzlich zu den finanziellen und betrieblichen Aspekten.

Perspektive des Verkäufers

Betrachten wir das Beispiel von Herrn Müller, der sein Unternehmen, die Zimmermann AG mit knapp 50 Mitarbeitenden, nach langjähriger Führung verkaufen möchte. Die folgenden Faktoren sieht Herr Müller als entscheidende Treiber, die den Wert seines Unternehmens aus seiner Sicht maximieren:

  • Stabile Kundenbasis: Herr Müller hat eine treue Kundenbasis aufgebaut, die regelmässig für gute Umsätze sorgt.
  • Branchenkenntnisse: Durch seine tiefgreifenden Branchenkenntnisse konnte Herr Müller das Unternehmen erfolgreich führen und am Markt positionieren.
  • Wachstumspotenzial: Herr Müller sieht das Potenzial für weiteres Wachstum und möchte sicherstellen, dass die Käuferin dies auch erkennt und entschädigt.
  • Effiziente Prozesse: In Herrn Müllers Unternehmen haben sich effiziente Prozesse etabliert. Dadurch kann er sein Unternehmen kosteneffizient und rentabel führen.
  • Moderne Infrastruktur: Die digitale Transformation hat Herr Müller in der Vergangenheit vorangetrieben und seine Infrastruktur stets erneuert. Daraus konnte er sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Perspektive der Käuferin

Frau Schmied, eine Privatperson mit Interesse an der Übernahme, betrachtet das Unternehmen aus einer anderen Perspektive:

  • Kundenkonzentration: Das Geschäft konzentriert sich stark auf einige wenige Grosskunden. Das könnte ein Klumpenrisiko darstellen, was das Unternehmen von einigen wenigen Kundinnen und Kunden abhängig macht.
  • Nachhaltige Erträge: Frau Schmied ist daran interessiert, dass die aktuelle Ertragssituation nachhaltig ist. Dazu setzt sie voraus, dass die Wertermittlung nur wiederkehrende Erträge abbildet.
  • Abhängigkeit vom Inhaber: Viele Geschäftsbeziehungen beruhen auf persönlichem Vertrauen zu Herrn Müller. Ohne seine Präsenz könnte es schwierig werden, diese Beziehungen aufrechtzuerhalten.
  • Organisatorische Stabilität: Für die Käuferin ist es zentral, ob die historische Rentabilität dadurch mitgestützt wird, dass der Inhaber sehr viele der internen Abläufe in seinem Kopf verinnerlicht und nicht festgehalten hat. Bevorzugt wäre selbstverständlich, dass die Organisation und Dokumentation des Unternehmens so aufgestellt sind, dass diese Rentabilität nachhaltig ist.
  • Investitionsstau: Konnte das Unternehmen aus den generierten Erträgen regelmässige Ersatzinvestitionen tätigen? Für Frau Schmied ist es wichtig, dass das Unternehmen die zukunftsgerichteten Investitionen in die Infrastruktur, Technologie und Innovation getätigt hat.

Diese Aspekte sieht Frau Schmied als potenzielle Risiken, die den Wert des Unternehmens aus ihrer Warte mindern.

Die Herausforderung der Unternehmensbewertung

Die unterschiedlichen Sichtweisen von Herrn Müller und Frau Schmied illustrieren typische Herausforderungen bei der Bewertung und Preisfindung im Kontext eines Kaufprozesses. Eine sachgerechte objektive Bewertung zu erstellen, erfordert einerseits spezialisiertes Fachwissen des Bewerters und andererseits ein umfassendes Grundverständnis für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens.

Bewertungsmethodik der Zimmermann AG von Herrn Müller

Die Zimmermann AG generiert durch ihre Dienstleistung im Baugewerbe regelmässige Erträge. Aus Sicht der Unternehmensbewertung werden solche Unternehmen üblicherweise nach einem ertragsbasierten Bewertungsansatz bewertet. Konkret sind hierfür insbesondere zwei Bewertungsmethoden anwendbar:

  • Ertragswertmethode: Basis hierfür bilden meist die nachhaltigen Erträge aus der Vergangenheit (üblicherweise die letzten 3 Jahre) in Kombination mit dem Budget.
  • Discounted Cash Flow Methode (DCF-Methode): Diese zukunftsgerichtete Bewertungsmethode stellt auf die in der mehrjährigen Finanzplanung modellierten, zukünftigen Geldzuflüsse ab.

Bei beiden Bewertungsmethoden ist ein unternehmensspezifischer Kapitalkostensatz (WACC) zu ermitteln. Dieser dient zur Kapitalisierung der Erträge respektive zur Diskontierung der Geldflüsse auf den Bewertungszeitpunkt.

Fünf zentrale Aspekte bei der Unternehmensbewertung im Kaufprozess

Die folgenden, hier zusammengefasst dargelegten Punkte, sollten zwingend beachtet werden, um eine fundierte Unternehmensbewertung im Rahmen eines Kaufprozesses sicherzustellen:

  • Umfassende Dokumentation: Damit eine sachgerechte Unternehmensbewertung erstellt werden kann, ist es entscheidend, dass das Unternehmen gründlich dokumentiert ist. Gut dokumentierte historische Finanzdaten sowie idealerweise ein Budget oder sogar eine Finanzplanung sind für eine Wertermittlung von zentraler Bedeutung.
  • Qualität der Finanzdaten: Die Qualität der vorhanden Finanzdaten hat einen Einfluss auf die Aussagekraft der ermittelten Wertbandbreite. Nur konsistente und systematische Grundlagen führen zu einer belastbaren Wertaussage.
  • Spezielle, nicht betriebsnotwendige Vermögenswerte berücksichtigen: Liegenschaften weisen eine andere Risikokomponente als der Betrieb des Unternehmens auf und sind aus Bewertungsoptik gesondert als nicht betriebliche Vermögenswerte zu behandeln. Eine dedizierte Bewertung derselben berücksichtigt die Werthaltigkeit sowie die individuellen Charakteristiken der verschiedenen Vermögenswerte.
  • Wert und Preis nicht vermischen: Aktuelle Marktbedingungen (Anzahl Interessenten für das Zielunternehmen) sollten keinen direkten Einfluss auf die Wertermittlung haben. Zudem sollte die Art der Finanzierung des Firmenkaufs grundsätzlich nicht in die Bewertung einfliessen. Ausgehend vom Wert ist nachgelagert die Finanzierung zu adressieren (mehr zum Thema Finanzierung erfahren Sie hier).
  • Einbeziehen unabhängiger Fachexpertise: Das Hinzuziehen von unabhängigen Expertinnen und Experten kann helfen, eine objektive Bewertung zu erstellen, die als vertrauliche interne Grundlage für die Verhandlungen dient.

Indem Verkäufer und Käuferinnen diese Punkte berücksichtigen, können sie zu einer fairen Bewertung gelangen, die den Grundstein für einen erfolgreichen Kaufprozess und eine reibungslose Übergabe des Unternehmens legt.

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