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Die Nachfrage nach Crypto Assets steigt: Kundinnen und Kunden möchten ihr Portfolio diversifizieren. Vermögende «alte» FIAT-Kunden (nicht die Automarke, die Währung) regeln ihre Nachfolge und «junge» Digital Natives übernehmen. Im Folgenden eine kleine Einführung in die Evolution der Crypto Assets und ein Blick auf die Frage, wie sich die Schweizer Vermögensverwaltungsbranche in diesem Kontext positioniert.
Um über den Einsatz von Crypto Assets in der Vermögensverwaltung sprechen zu können, stellt sich zuerst die Frage: «Was sind Crypto Assets?».
Der Begriff «Crypto Asset» ist ein Sammelbegriff für digitale Vermögenswerte, die auf der Blockchain oder Distributed Ledger Technologie (DLT) beruhen. Diese kann man grundsätzlich in 3 Gruppen unterteilen. Zur ersten Gruppe gehören die sogenannten Kryptowährungen ohne Unterlegung, auch Payment Coin oder Payment Token genannt. Ein Beispiel für einen Payment Coin ist der Bitcoin. Zur zweiten Gruppe gehören Kryptowährungen, die an einen wertstabilen Wert gekoppelt sind, um ihre Preisvolatilität zu verringern (wieso ein algorithmischer Stablecoin in diesem Sinne etwas schwierig einzuordnen ist, dürfte seit dem Vorfall mit Terra/Luna bekannt sein). Ein Beispiel dafür ist der Tether. In die dritte Gruppe fallen die Asset Token, die ein Recht (z.B. Aktien) oder einen Realwert (z.B. Immobilien, Autos) abbilden.
Wenn man von Asset Token spricht, ist der Begriff der Tokenisierung zentral, denn Asset Token werden durch Tokenisierung kreiert. Unter Tokenisierung versteht man eine neue, agile, codebasierte Form der Blockchain basierten Verbriefung oder Strukturierung. Sie verbindet den Basiswert mit einem Smart Contract auf der Blockchain. Die Tokenisierung von Assets ist folglich die digitale Abbildung des entsprechenden Assets auf der Blockchain.
Wenn der Asset Token Aktien abbildet, resultieren daraus DLT-Effekten, worunter auch die Registerwertrechte fallen. Die DLT-Effekten werden auf DLT-Handelsplätze mittels DLT-Handelssysteme verwahrt und gehandelt.
Crypto Assets - just a bubble or here to stay?
Die oben genannte Frage stellt sich, seit es das Phänomen Bitcoin gibt. Ein Blick auf die Marktkapitalisierung von Crypto Assets zeigt, dass die Grenze von USD 2 Billionen bereits im Jahr 2021 überschritten wurde.
Quelle: FSB, Financial Stability Board
Allein die Marktkapitalisierung des Bitcoin liegt gegenwärtig bei ca. USD 800 Milliarden, jene des Tether bei ca. USD 80 Milliarden. Aufgrund der hohen Volatilität ändert sich das laufend. Zurzeit ist ein Abwärtstrend zu verzeichnen, welcher der allgemeinen Marktentwicklung entspricht. Anhand der vorliegenden Daten lässt sich aber trotzdem der Eindruck gewinnen, dass sich Crypto Assets bereits auf dem Markt etabliert haben.
Steigende Akzeptanz bei Vermögensverwaltern
Auch Vermögensverwalter entwickeln, manchmal auch auf Druck von Kundinnen und Kunden hin, eine steigende Akzeptanz, wenn es um Investitionen in Crypto Assets geht.
Im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 hat sich das AUM (asset unter management) von Crypto Hedge Funds global fast verdoppelt (von ca. USD 2 Milliarden auf ca. USD 3.8 Milliarden). Immer mehr Wealth Management Gesellschaften und Asset Manager wagen erste Schritte im Crypto Bereich.
Wenn es um die Akzeptanz in der Vermögensverwaltung aus globaler Sicht geht, ist die Schweiz bislang einer der führenden Standorte von Top Crypto Hedge Funds. Auch die Akzeptanz von Crypto Assets in der Vermögensverwaltung ist in der Schweiz in den letzten Jahren stark gestiegen.
Einige grosse Finanzintermediäre sind noch zurückhaltend und aktuell dabei, ihr Know-how aufzubauen sowie ihre Prozesse und Services im Crypto Bereich vorzubereiten. Konkrete Pläne für ein «go to market» liegen jedoch in den meisten Fällen bereits vor. Die Kundenanfragen bezüglich Crypro Asset Services sind sowohl in der Schweiz wie auch global zu stark angestiegen, um ihnen keine Beachtung zu schenken. Dies wird auch durch den im September 2021 erstmalig durch die FINMA bewilligten Schweizer Crypto Fund bestätigt.
Einstieg in den Crypto Markt: Chancen und Risiken
Für den Einstieg in den Crypto Markt muss die Vermögensverwaltungsbranche Chancen und Risiken abwägen. Zu den Chancen gehört das Ökosystem in der Schweiz, das in den letzten Jahren aufgebaut wurde. Die Schweiz hat sich aufgrund ihrer Kompetenz im Wealth Management, der erfahrenen Regulierungs- und Aufsichtsbehörden, des modernen regulatorischen Rahmens, des pragmatischen Ansatzes (same risk, same rules), der Schaffung von Rechtssicherheit, des DLT-Gesetzes und der im Crypto-Valley-Ökosystem aufgebauten Crypto Kompetenz global gut positioniert.
Viele Vermögensverwalter sehen in der neuen Anlageklasse berechtigterweise eine Möglichkeit, ihr Anlagespektrum zu erweitern und ihre Handelsstrategien zu diversifizieren. Durch die Tokenisierung werden neue Investmentmöglichkeiten eröffnet und vormalige, nicht bankfähigen Vermögenswerte «bankable» gemacht. Durch die DLT basierten Crypto Assets wird eine neue Ebene der Transparenz und eine schnelle Abwicklung von Transaktionen ermöglicht. Viele Finanzintermediäre sind fast dazu gezwungen, Services verbunden mit digitalen Vermögenswerten anzubieten, wenn sie bestehende Kundinnen und Kunden behalten wollen oder neue, insbesondere jüngere Klientel gewinnen wollen. Demgegenüber stehen auch Risiken, beispielsweise im Bereich der Crypto Verwahrung, der Auswahl der Handelsplätze, beim Aufbau von Markt- und Produkt-Know-how und der steigenden Compliance Anforderungen in einem globalen Markt.
Die Voraussetzungen, aus dem Schweizer Crypto Ökosystem heraus global zu reüssieren, sind vielversprechend. Fintech Startups sind gerüstet und teilweise bereits etabliert. Klassische FIAT-Vermögensverwalter spüren den Druck. Kurz: Die Kundinnen und Kunden sind bereit!