FINMA-Risikomonitor 2021 - Sechs bedeutende Risiken für die Finanzbranche

Im November 2021 veröffentlichte die FINMA ihr Risikomonitoring: Sechs wesentliche Risiken für die Finanzindustrie wurden identifiziert. Erhöhte Risiken werden im Immobilien- und Hypothekarmarkt festgestellt.

Als Hauptrisiken werden die folgenden sechs genannt:

  •  Anhaltendes Niedrigzinsumfeld
  •  Mögliche Korrektur am Immobilien- und Hypothekarmarkt
  •  Ausfälle oder Korrekturen bei Unternehmenskrediten und -anleihen im Ausland
  •  Cyberangriffe
  •  Geldwäschereibekämpfung
  •  Erschwerter grenzüberschreitender Marktzugang

Mit Ausnahme der Immobilien- und Hypothekarmärkte ist die FINMA der Ansicht, dass sich diese Risiken im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert haben. Im Fokus des Risikomonitorings 2021 steht auch der längerfristige Trend der Klimarisiken für den Finanzsektor. Die FINMA arbeitet intensiv mit den ihr unterstellten Instituten zusammen, um finanzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel adäquat identifizieren und in das Risikomanagement der Institute integrieren zu können. Besondere Aufmerksamkeit erhält auch die Analyse der ersten Publikationen zu Klimarisiken. Im Bereich des Anlegerschutzes interessiert sich die FINMA für das Risiko von Greenwashing beim Vertrieb von Finanzprodukten und -dienstleistungen. Um Täuschungsfälle bei der Darstellung von Produkten oder Dienstleistungen als nachhaltig zu vermeiden und zu verhindern, müssen Schweizer Fonds unter anderem für ausreichende Transparenz sorgen.

Zinssätze und Immobilienmarkt

Die FINMA sieht erhöhte Risiken im Immobilien- und Hypothekarmarkt. Die Immobilien- und Hypothekarmärkte sind seit Jahren ein zentrales Thema der Aufsichtstätigkeit. Im Bereich Asset Management nimmt die FINMA eine vertiefte Analyse der Schweizer Immobilienfonds vor. Im Rahmen ihres Mandats wird die FINMA deshalb ihre Analyse- und Aufsichtsinstrumente (Datenerhebung, Stresstests) weiterentwickeln.

Cyberrisiken

Für die Behandlung von Cyberrisiken teilt die FINMA den Beaufsichtigten ihre Erwartungen an den Umgang mit solchen Risiken mit. Die FINMA konzentriert sich weiterhin auf die Verbesserung des Krisenmanagements bei den beaufsichtigten Instituten und bei den verschiedenen Interessengruppen. Die FINMA hat die Anzahl der zu diesem Thema spezifischen Vor-Ort-Prüfungen erhöht. Sie organisiert Cyber-Krisenszenarien mit bestimmten Institutionen. Zudem analysiert sie gemäss ihrer Aufsichtsmitteilung 05/2020 gemeldete Cyberangriffe und unterstützt die Institute bei den ergriffenen Massnahmen.

Geldwäschereibekämpfung

Die FINMA konzentriert sich weiterhinauf das Risikomanagement von Finanzinstituten, die politisch exponierte oder politisch machtnahe Kunden betreuen. Sie behandelt dieses Thema immer in ihrem Jahresbericht. Komplexe Strukturen und Aktivitäten im Bereich der Kryptoassets stehen im Mittelpunkt. Der Aufsichtsprüfungsbericht wurde durch einen neuen Prüfungsbericht über virtuelle Vermögenswerte und Dienstleister für virtuelle Vermögenswerte ergänzt. Dies ermöglicht es den Prüfungsgesellschaften, sich während der aufsichtlichen Prüfung auf Transaktionen mit Kryptowährungen zu konzentrieren.

Klimarisiken und Greenwashing-Risiko

Die FINMA achtet weiterhin sehr auf klimabedingte Finanzrisiken. Dieses Thema ist neu Teil der strategischen Ziele der FINMA für den Zeitraum 2021-2024. Eine genauere Erfassung der wichtigsten klimabezogenen Risiken durch beaufsichtigte Unternehmen ist eine Priorität der Aufsicht der FINMA.

2021 lancierte die FINMA zudem ein mehrjähriges Projekt zur Integration von Klimarisiken in ihre Aufsichtspraxis. Im Zusammenhang mit Klimarisiken sollte auch auf das Risiko von Greenwashing hingewiesen werden, das für den Anlegerschutz besonders relevant ist.

Die Untersuchungen der FINMA zeigen deutlich, dass beim Vertrieb von Finanzprodukten und -dienstleistungen Greenwashing-Praktiken beobachtet werden und Anbieter häufig vage oder gar irreführende Versprechungen über ihre Produkte machen. Zum Mandat der FINMA gehört es, Finanzmarktkunden und Anleger vor unerlaubtem Geschäftsgebaren zu schützen.

In Ermangelung spezifischer Anforderungen an die Transparenz von Finanzprodukten und -dienstleistungen, die als nachhaltig gelten, stützt sich die FINMA auf Regeln allgemeiner Art. Das Täuschungsverbot für schweizerische kollektive Kapitalanlagen spielt dabei eine zentrale Rolle. Anleger sollten auch in der Lage sein, fundierte Anlageentscheidungen für Produkte zu treffen, die als nachhaltig dargestellt werden. Die FINMA konkretisiert damit die Informationen, die in den Dokumenten enthalten sein müssen, wenn die Fonds als nachhaltig bezeichnet werden. Im Falle von Anträgen auf Bewilligung sind diese Fonds verpflichtet, zusätzliche Informationen über die verfolgten Nachhaltigkeitsziele, deren Umsetzung und die zu erwartenden Auswirkungen bereitzustellen. Auf diese Weise kann die FINMA besser beurteilen, ob eine Täuschung vorliegt, und deshalb entsprechend eingreifen.

Insgesamt sind die Möglichkeiten der FINMA, Greenwashing zu verhindern und wirksam zu bekämpfen, jedoch begrenzt. So fehlen beispielsweise transparenzspezifische Transparenzpflichten für das Nachhaltigkeitskonzept sowie eine solide Aufsichtsgrundlage für das Vorgehen an Verkaufsstellen. Regulatorische Massnahmen könnten der FINMA zusätzliche Instrumente an die Hand geben, um den Kampf gegen Greenwashing breiter und effektiver zu organisieren.